Ähnlichkeitsprinzip
Dr. Samuel Hahnemann (10.04.1755 – 1843) übersetzte 1790 die „Abhandlung über die Materia Medica“ (eine Sammlung von Arzneimittelbildern) von William Cullen, einem englischen Arzt. Cullen behauptete in seinem Werk, dass Chinarinde aufgrund ihrer Bitterstoffe gegen Malaria wirksam wäre. Hahnemann zweifelte diese These jedoch an, denn viele Pflanzen enthalten Bitterstoffe und müssten demnach gegen Malaria wirksam sein. Er folgerte daraus, dass nicht die Bitterstoffe entscheidend waren, sondern die Pflanze selbst, in ihrer eigenen Art. So führte Hahnemann 1790 den historischen Chinarinden- versuch durch. Hahnemann nahm in gesundem Zustand über mehrere Tage Chinarinde ein. Daraufhin bekam er ein Fieber mit ähnlichen Symptomen wie bei der Malaria. Nach Absetzen der Chinarinde verschwanden die Symptome wieder.
Hahnemann folgerte aus dem Versuch: Die Chinarinde heile nur deshalb die Malaria, weil sie beim Gesunden ähnliche Symptome erzeugt. Das, was für den Gesunden Gift ist, ist für den Kranken das Heilmittel: „Gib dem Patienten zu seiner bestehenden Krankheit eine möglichst ähnliche Arzneikrankheit hinzu, so wird diese die ursprüngliche Krankheit vertreiben.“ Hiermit war das Prinzip der Ähnlichkeit definiert: similia similibus curentur – Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt.
Auf der Suche nach den Wirkungen einer Reihe von weiteren Arzneien machte Hahnemann in den nächsten Jahren eine Vielzahl von Arzneimittelprüfungen an sich, seiner Familie und seinen Mitarbeitern. Erst 1807, nach 17 Jahren intensiver Forschung, veröffentlichte er seine neuen Erkenntnisse im Hufeland-Journal für praktische Arzneikunde und nannte seine Behandlungsmethode fortan Homöopathie (grch. homoios: gleich, ähnlich; pathos: Leiden, Krankheit).
Potenzen
Um beim Patienten durch die „Arzneikrankheit“ keinen Schaden anzurichten, begann Hahnemann bereits sehr früh, seine Arzneien in mehreren Schritten zu verdünnen. Einen Tropfen der Arznei verdünnte er mit 99 Tropfen Alkohol und schüttelte diese Lösung 10 mal. Davon nahm er wieder einen Tropfen, verdünnte ihn mit 99 Tropfen Alkohol und schüttelte wieder 10 mal.
Diese Verdünnungsschritte wiederholte er mehrmals. Denn er war auf der Suche nach der kleinstmöglichen Dosis, die Nebenwirkungen ausschließt und trotzdem noch heilt. Die Wirkung der Verdünnungen prüfte er an erkrankten Menschen. Zu seiner Überraschung musste er bei diesen Versuchen feststellen, dass er nicht nur die Nebenwirkungen ausgeschlossen hatte, sondern dass die Heilwirkung der Arznei mit jedem Verdünnungsschritt sogar noch zunahm. Allerdings galt dies nur, wenn er nach jedem Verdünnungsschritt das Arzneimittel auch kräftig schüttelte.
Da die Heilwirkung der Arznei pro Verdünnungsschritt und mit jedem Schütteln (= Dynamisierung) gleich um ein Vielfaches zunahm, sich also potenzierte, sprach Hahnemann nun nicht mehr von Verdünnung, sondern von Potenzierung. Das heißt also, je höher die Potenz eines Arzneimittels in der Homöopathie ist, desto deutlicher ist ihre Heilwirkung. Wegen der starken Verdünnung des Arzneimittels sprach Hahnemann von der „geistartigen“ Wirkung seiner Arzneien.
Die Physik als Erklärungsversuch
Jeder kennt den Versuch aus dem Schul- unterricht: eine ganz normale Eisenstange wird Richtung Norden gehalten und dann wird am Südende mehrmals mit einem Hammer darauf geschlagen. Danach ist die Eisenstange magnetisch. Die Atome in der Eisenstange haben sich alle in die selbe Richtung ausgerichtet, so dass eine Seite der Stange eine negative Ladung hat und die andere Seite eine positive Ladung.
Auch die Alkoholmoleküle (und Wasser- moleküle) sind Dipole, d.h. sie sind auf einer Seite negativ geladen und auf der anderen Seite positiv geladen. Deshalb kann man sich vorstellen, dass sich auch die Alkoholmoleküle genau wie die Atome der Eisenstange durch mehrmaliges Aufschlagen oder Schütteln gleichmäßig ausrichten lassen. Weil sich negative Ladung und positive Ladung gegenseitig anziehen, könnten sich durch das Ausrichten längere Molekülketten bilden, die genauso stabil sind, wie die Ausrichtung der Atome in der Eisenstange.
Da jegliches Molekül, ob aus einer Pflanze, einem Mineral oder sonst einem Stoff, eine ganz spezifische Eigenschwingung hat (die man sich z.B. auch bei der Messung von Gaskonzentrationen mittels Laser zu Nutze macht), ist es denkbar, dass sich durch starkes Aufschlagen der Arzneilösung diese Eigenschwingung auf die Molekülketten des Alkohols übertragen lassen. Je höher nun die Potenz der homöopathischen Arznei desto länger sind diese Molekülketten, die die Information der ursprünglichen Arznei in Form von Schwingung speichern. Was Hahnemann „geist artige Wirkung“ nannte, würde man heute als Übertragung von Information mittels Schwingung bezeichnen. Die Vielfalt der Information wird dabei aus der Wellenlänge und der Amplitude der Schwingung gebildet. Wie viel unterschiedliche Informationen durch Schwingungen übertragen werden können, muss jedem bei dem Gedanken an unsere Funktechnologien (Rundfunk, Mobilfunk etc.) klar werden.
Will man diese schwingenden Molekülketten im homöopathischen Arzneimittel z.B. mit Hilfe eines Raster-Elektronenmikroskopes nachweisen, dann würde man diese Molekülketten durch das Elektromagnetische Feld des Mikroskops auflösen, genau wie auch die Eisenstange durch ein magnetisches Wechselfeld ihre magnetische Eigenschaft wieder verliert. Deshalb dürfen homöopathische Arzneimittel auch nicht neben Fernsehern, Computern und anderen elektromagnetischen Strahlungsquellen gelagert werden.
Genauso wie die Quantenphysik das Vorhandensein eines unvorstellbar kleinen oder schnellen Teilchens nur dadurch nachweisen kann, dass es im Teilchenbeschleuniger in Genf irgendwo eine Spur hinterlässt, so kann auch die Wirksamkeit eines homöopathischen Arzneimittels nur anhand seiner Spur bewiesen werden, die es in Form von Symptomen bei der Arzneimittel-Prüfung am gesunden Menschen oder in Form von Heilung am Patienten hinterlässt.
Quelle: frei nach einem Vortrag von Prof. Hans Peter Dürr, bei dem er unter anderem auch die Funktionsweise der Homöopathie erklärte – die Molekülketten nannte er „Elektretchen“ (Lindauer Psychotherapiewochen: „Wege in die Zukunft“ von Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Max-Planck-Institut für Physik, München); siehe auch Wikipedia: Laserspektroskopie – Molekülspektroskopie, Absorbtionslinien von Molekülen, Ferromagnetismus, Ethanol - physikalische Eigenschaften, Dipol-Molekül.
Homöopathie heute
Zum heutigen Zeitpunkt gibt es mehr als 3000 geprüfte homöopathische Arzneimittel. Geprüft heißt: eine größere Gruppe von gesunden Menschen nehmen ein homöopathisches Arzneimittel über einen bestimmten Zeitraum hinweg ein. Die dann auftretenden Symptome werden genauestens aufgeschrieben und verglichen. Das typische Arzneimittelbild entsteht aus den häufigsten Symptomen innerhalb der Gruppe der Probanden. Eine Arzneimittelprüfung unterliegt strengsten Richtlinien und darf nur von Ärzten durchgeführt werden.
Die Ausgangsstoffe für die Arzneimittel kommen überwiegend aus dem Bereich der Mineralien, der Pflanzen und von Tieren (z.B. Schlangengift, Bienengift etc.).
In der klassischen Homöopathie werden ausschließlich Einzelmittel verschrieben. Denn bei einer Mischung von mehreren Arzneimitteln (= Komplexmittel, werden nach dem schulmedizinischen Prinzip der Diagnose verschrieb, siehe Behandlung), können für das spezielle Krankheitsbild ungeeignete Arzneien enthalten sein. Diese ungeeigneten Arzneien können wiederum zu einer Mittelprüfung führen. Der Patient entwickelt Symptome, die in keiner Weise etwas mit ihm selbst und seiner Krankheit zutun haben, sondern nach der oben beschriebenen Arzneimittelprüfung die Symptome der Arznei allein darstellen.
Diese durch Komplexmittel verursachten Prüfungssymptome überdecken das eigentliche Krankheitsbild in der Weise, dass eine Folgebehandlung wesentlich erschwert wird. Die Einnahme eines Komplexmittels ist, als würde man mit einem Schrottgewehr eine Fliege an der Wand erschießen wollen. Es mag sein, dass eine Kugel die Fliege zufällig trifft, aber die übrigen richten einen nicht unerheblichen Schaden an. Deshalb ist bei der klassischen Homöopathie die genaue Aufnahme aller Symptome wichtig. Nur so kann durch die gewissenhafte Fallanalyse das eine wirksame Arzneimittel gefunden werden.